Thelema als Religion

Das thelemische Selbst erschafft sich selbst

Der folgende Text ist eine Idee, wie man Thelema als Religion spielen kann. Thelema muß nicht als Religion gespielt werden. Wer es als Religion spielen will, muß nicht nach den hier dargestellten Spielregeln spielen. Wenn Du eigene Spielregeln entwickelt hast, würde ich mich freuen, wenn Du sie mir zukommen läßt. Wir können gern mit Deinen Spielregeln experimentieren.

Das "Liber L vel Legis"

Die Grundlage von Thelema ist ein kleiner Text aus 220 Versen, das "Liber L vel Legis" (Buch L oder des Gesetzes). Der Text wurde 1904 von dem Engländer Aleister Crowley niedergeschrieben. Crowley gibt an, daß er ihm von einem "Botschafter der Götter" diktiert wurde.

Wie dem auch sei, interessant am "Liber L vel Legis" ist, daß der Text einige Besonderheiten aufweist, die für eine moderne Religion paradigmatisch sind.

Beginnen wir damit uns darüber klar zu werden, wovon wir überhaupt reden. Als Grundlagen der folgenden Ausführungen benutze ich:

  • Eine Beobachtungstheorie in Anlehnung an George-Spencer Browns "Laws of Form".
  • Die soziologische Systemtheorie wie sie von Niklas Luhmann besonders in "Soziale Systeme" und "Die Gesellschaft der Gesellschaft" entwickelt wurde.
  • Philosophische Modifikationen von Luhmanns Systemtheorie wie sie von Harry Lehmann in "Die flüchtige Wahrheit der Kunst" entwickelt wurden.
  • Last but not least: eigene Überlegungen :-)

Wie ist Religion?

Religion steht zwischen Philosophie und Kunst. Das Wahre, das Gute und das Schöne sind seit der klassisch-griechischen Philosophie als die Leuchttürme des menschlichen Lebens be-und anerkannt. In außereuropäischen Kulturkreisen haben sich diese drei Sphären nie getrennt. In Europa differenzierten sie sich zu Philosophie, Religion und Kunst aus. Das war ein langer und schmerzhafter Prozeß, denn lange Jahrhunderte kannibalisierte Religion Kunst und Philosopie als ihre Mägde.

Religion, Kunst und Philosophie stellen den Menschen in die Sinn- oder Existenzfrage: Wozu existiere ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Diese Fragen werden von der Kunst ästhetisch, von der Philosophie begrifflich und von der Religion praktisch bearbeitet. Religion ist für das Gute zuständig und das meint weniger das moralisch Gute, sondern viel mehr das gute Leben im Sinne eines sinnvollen Lebens.

Auf die Sinnfrage gibt es keine Antworten die zeit- oder kulturunabhängig wären. Bei allen Ähnlichkeiten hat jede Kultur und jedes Äon der Menschheitsgeschichte eigene Antworten entwickelt.

Die moderne Gesellschaft weist eine historisch einmalige Besonderheit auf, durch die neue und bisher unverfügbare Frag-Würdigkeiten bereitgestellt werden: Die funktionale Differenzierung der Gesellschaft in voneinander funktional radikal unabhängige, aber durch Leistungen aufeinander bezogene, Subsysteme. Einerseits die Funktionssysteme Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, andererseits die Reflexionssysteme Philosophie, Kunst, Liebe (Familie, Intimsystem) und Religion.

Die Folge ist, daß die Subsysteme entscheidend höhere Komplexität verarbeiten können als es jemals bisher in der menschlischen Geschichte möglich war.  Hier geht es nicht nur um quantitative Steigerungen, sondern wir können qualitative Veränderung beobachten, welche Anknüpfungen an die alteuropäische Tradition nur noch als Brüche beobachtbar machen.

Die Funktionssysteme der Gesellschaft haben diesen qualitativen Umsprung in den letzten Jahrhunderten vollzogen. Die Reflexionssysteme hinken, wie man an den Krisen von Kunst, Philosophie, Familie und Religion deutlich sehen kann, weit abgeschlagen hinterher. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" und die Brotbedürfnisse werden von den Funktionssystemen in nie gekannte Fülle bedient, aber das 'Jenseits' des "Brotes" sind die kritischen gesellschaftlichen Funktionen an deren Defiziten die moderne Gesellschaft zerbrechen und scheitern kann. Der permanente Alarmismus der Massenmedien (z. B. Umweltkatastrophen, Familienzerstörung, Verbrechen allerorten usw.) und die Überforderung der Politik in ihrer Problemlösungskompetenz (z. B. bezüglich Familie: Kindererziehung ist Elternsache und das Schlafzimmer ist kein öffentlicher Bereich in dem die Politik etwas zu suchen hätte) sind nur Indizien für die Virulenz dieser Defizite.

Fazit: Wir wissen nicht mehr was Religion ist, können aber die Leerstelle die ihr Ausfallen hinterläßt verorten: Die Lücke zwischen Philosophie und Kunst. Daraus können wir vage beobachten, wie Religion heute funktionieren müßte, welche Funktion sie haben könnte.

  • Kunst: Die Funktion der Kunst scheint es zu sein, Brüche und Dysfunktionalitäten der Selbstbeschreibung der Gesellschaft - sei es als Kritik oder Alternative -  ästhetisch zu markieren.
  • Philosophie: Die Funktion der Philosophie scheint es zu sein, Brüche und Dysfunktionalitäten der Selbstbschreibung der Gesellschaft begrifflich zu kritisieren und Alternativen begrifflich auszuarbeiten.
  • Religion: Die Funktion der Religion scheint es zu sein Brüche und Dysfunktionalitäten der Selbstbeschreibung der Gesellschaft aufzugreifen und alternative Möglichkeiten des Lebens außerreligiös verfügbar zu machen. Luhmann beschreibt die Funktion der Religion als "Transformation unbestimmter in bestimmte Komplexität". Was immer das bedeuten mag, die hier beschriebene Funktion der Religion scheint mir, läßt sich als Konkretisierung genau dieser Funktion verstehen.

Wenn das so funktioniert, dann hätte Religion sich von der Kunst ästhetisch anregen und von der Philosophie begrifflich belehren zu lassen. Im Spannungsfeld zwischen Ästhetik und (System-) Rationalität läge die Funktion der Religion darin, unter den Bedingungen postmoderner Unübersichtlichkeit dennoch ein 'sinnvolles' Leben praktisch zu ermöglichen. Unter "Seelsorge" war eigentlich nie etwas anderes zu verstehen: O Herr, schmeiß Sinn vom Himmel.

Wie ist eine moderne Religion?

Mit "moderne Religion" ist eine Religion gemeint, die Mensch unter den Bedingungen der Postmoderne argumentativ und praktisch vertreten kann - ohne sich lächerlich zu machen. Welche Bedingungen sind das? Darüber belehrt uns, wie oben gezeigt, Philosophie.

Das klassische Problem jeder Welterkenntnis lautet: Wie ist Erkenntnis möglich, obwohl die Erkenntnis keinen von ihr unabhängigen Zugang zur Realität außer ihr hat: Menschen sind, genauso wie Glühwürmchen, erkennende Systeme und prinzipiell nicht in der Lage, "zwischen den Bedingungen der Existenz von Realobjekten und den Bedingungen ihrer Erkenntnis zu unterscheiden, weil sie keinen erkenntnisunabhängigen Zugang zu solchen Realobjekten haben.“ (Luhmann 1996, S. 17.)

Erkennen wird heute, auf den Spuren von Kant, Spencer-Brown und Niklas Luhmann, als Operation des Beobachtens, durch Unterscheiden und Bezeichnen, verstanden. Wir unterscheiden etwas, z.B. einen Tisch von anderen Möbeln, und bezeichnen das so unterschiedene gleichzeitig als "Tisch". Wir können nicht wissen was das, was wir beobachten, in 'Wirklichkeit' ist. Wir können nur wissen, daß wir so unterscheiden und bezeichnen, also einen Tisch beobachten.

Alle Unterscheidungen und Bezeichnungen machen wir selbst. Daraus folgt, daß wir auch den Unterschied zwischen uns und der Außenwelt in uns, also im Bewußtsein, erzeugen. „Die primäre Realität liegt, die Kognition mag auf sich reflektieren, wie sie will, nicht in "der Welt draußen", sondern in den kognitiven Operationen selbst“. (Luhmann 1996, S. 17f.)

Von irgendwelchen Dingen oder Ereignissen in einer 'wirklichen' Außenwelt können wir nichts wissen: alles Beobachtbare ist unsere Eigenleistung, unsere Konstruktion durch Beobachtung. Wenn wir etwas als Wahrheit beobachten, dann beobachten wir es als Nicht-Beobachtung bzw. konstruieren ein Konstrukt als Nicht-Konstrukt - und das ist bestenfalls albern.

Wir konstruieren unsere Realität jeweils selbst und die Stabilität der Konstrukte, die wir als Realität beobachten, wird durch die Gesellschaft (Kommunikation) gesichert: Wer 'falsch' konstruiert kommt in die Psychiatrie.

Daraus folgt nicht, daß es keine 'wirkliche' Außenwelt gäbe, sondern nur, daß wir nichts darüber wissen können. Das "führt also nicht zu einem ‚Weltverlust', ... bestreitet nicht, dass es Realität gibt. Aber ... setzt die Welt nicht als Gegenstand, sondern im Sinne der Phänomenologie als Horizont voraus. Also unerreichbar. Und deshalb bleibt keine andere Möglichkeit als: Realität zu konstruieren und eventuell: Beobachter zu beobachten, wie sie Realität konstruieren.“ (Luhmann 1996, S. 18f.)

Daraus folgt für eine moderne Religion:

  • Der Verzicht auf Seins-Wahrheiten wie z.B.: Die Bibel ist Gottes Wort, Gott existiert, Gott hat die Welt erschaffen, Gottes Sohn ist am Kreuz für uns gestorben, Allah ist der wahre Gott, usw.
  • Der Verzicht auf gott- oder naturgegebene moralische Gebote der Art: Du sollst .... nicht ehebrechen, den Herrn deinen Gott ehren, nicht abtreiben, Sonntags in die Kirche gehen etc.
  • Der Verzicht auf Dogmen jeder Art, z.B. der Papst ist unfehlbar, nur in der X-Kirche ist das Heil möglich, usw.

Was man, z. B. als Christ, noch sagen könnte wäre: "Wir konstruieren uns einen Gott als Nicht-Konstruiert." Natürlich wird das nicht zugegeben, es wäre zu albern. Was dann noch bleibt ist: Augen zu und durch. Natürlich kann man das versuchen - und somit Albernheit durch Verzweiflung ersetzen. Aber kann man Albernheit wirklich durch Verzweiflung entfliehen?

Wie ist eine moderne Religion möglich?

 Aus dem bisherigen ist deutlich geworden, daß eine moderne Religion post-christlich, aber nicht notwendig anti-christlich ist. Das bedeutet, daß wir an einer Epochenwende stehen, einem Wechsel der Äonen, wie er sich letztmals mit dem Aufsteig des Christentums manifestierte. Historisch wird diese Zeit oft als "Achsenzeit" bezeichnet. Das Christentum war post-heidnisch und anti-heidnisch. Anti müssen moderne Religionen nicht notwendig sein, die Notwendigkeit und der  Anspruch auf absolute Wahrheit sind ja nicht nur weggefallen, sondern unmöglich geworden. Aber natürlich, wenn das Christentum sich, wie es bisher immer seine Art war, als Anti gebärdet, bleibt wenig Wahl.

Was gibt es darüber hinaus zu einer modernen Religion zu sagen? 

Ich zeige das am Beispiel Thelema, aber es mag andere Möglichkeiten geben. Das "Liber L vel Legis" stellt sich selbst als religiöses Werk vor. Mehr noch, es stellt sich als ein Werk vor, welches eine neue Religion be-gründet.

Beginnen wir mit der Wahrheit. In Vers I. 56 steht: "Alle Worte sind heilig und alle Propheten wahr." Damit ist eigentlich alles klar, aber es geht noch weiter. Thelema versteht sich nicht als ewige Religion, sondern in Vers III. 34 wird das Verfallsdatum verkündet: "... steht dort doch ein unsichtbares Haus, und es wird stehen bis zum Eintritt des Großen Equinox; wenn Hrumachis sich erhebt und der mit dem Doppel-Stab meinen Thron und Platz einnimmt. Ein anderer Prophet wird sich erheben ... ein anderer König wird herrschen; und dem Falkenköpfigen Mystischen Herrn wird nicht länger Segen zufließen!"

Damit ist der erste Test, der Verzicht auf Ewigkeits- und Seins-Wahrheiten, bestanden. Welche Wahrheit Religionen dann noch zukommen kann, insbesondere wenn alle Religionen wahr sein sollen, darauf kommen wir zurück.

Als nächstes die Moral. Vers I. 40: "Tu was du willst sei das ganze Gesetz." Okay, keine göttlichen Moralvorschriften, der Mensch soll selbst autonom entscheiden.

Fragen wir als nächstes wie Thelema die Welt beobachtet. Einige Verse aus dem "Liber L vel Legis":

I. 1: "Had! Die Offenbarung der Nuit."
II. 1: "Nu! das Verbergen von Hadit."
II.2: "Ich, Hadit, bin das Komplement von Nu, meiner Braut. Ich bin nicht ausgedehnt, ..."
II. 3: "In der Sphäre bin ich überall das Zentrum, während sie, der Umfang, nirgendwo gefunden wird."

Der Text beginnt also mit einer Unterscheidung und bezeichnet die Seiten der Unterscheidung als Nu und Had. Damit klar wird, welche Seite der Unterscheidung gerade beobachtet wird, bekommt die beobachtete Seite ein "it" hinzugefügt: Nu - Nuit, Had - Hadit.

Had ist der Beobachter, denn er ist der, der die Nu offenbart. Nu ist das Beobachtete, denn sie verbirgt Had. Folgerichtig ist Had überall das Zentrum, denn er steht im Mittelpunkt des Horizonts der Beobachtung. Außerdem ist Had nicht ausgedehnt, denn der Beobachter, das Bewußtsein, nimmt keinen Raum ein. Nu hingegen ist genauso geschildert wie es Luhmann oben von der Welt sagt, als Horizont.

Da Nu und Had Beobachtetes und Beobachter sind, diese beiden Seiten der Unterscheidung aber vom Beobachter unterschieden und bezeichnet werden, und, wie Luhmann oben sagt, die "primäre Realität ... in den kognitiven Operationen selbst“ liegt, müssen beide Seiten der Unterscheidung im Bewußtsein, also lebendig sein. Aber warum Götter? Weil sie die Welt erschaffen und verändern - traditionell der Job von Göttern - indem sie die Welt  beobachten, also durch unterscheiden und bezeichnen!

In der Bibel, Altes Testament, unterscheidet Gott Himmel und Erde, Wasser und Land und bezeichnet diese. Der Unterschied zu Thelema ist, daß das in der Bibel von einem allmächtigen wahren Herren-Gott getan wird, der etwas anderes als sich selbst unterscheidet und der damit die Welt als wahre Realität aus dem ontologischen Tohu va Bohu, also dem wüsten und leeren Urzustand, erschafft. Beobachter und Beobachtetes sind nicht, wie bei Thelema, komplementär oder, mit den Worten von Spencer-Brown: konditionierte Koproduktion.

Das "Liber L vel Legis" behauptet in I. 2., die "Offenbarung der Nuit" sei "die Entschleierung der Gesellschaft des Himmels" und in I. 3. "Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern". In I. 22 sagt Nuit, sie sei "der Unendliche Raum ... und die Unendlichen Sterne darin." Damit sagt Nuit, sie sei die menschliche Gesellschaft. Damit haben wir Had als, wie man heute sagt, psychisches System (Bewußtsein) und Nu als soziales System (Kommunikation).

Alles zusammen genommen sieht es so aus, als sei Niklas Luhmanns in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Theorie sozialer Systeme ein essentieller Teil der Theologie des "Liber L vel Legis", also eines Textes der 1904 geschrieben wurde. 

Ohne hier weiter in die Einzelheiten zu gehen dürfte offensichtlich sein, daß das "Liber L vel Legis" eine Religion begründet die den Rationalitätsansprüchen der modernen Welt vollauf gewachsen ist.

Bleibt nur die Frage: Wieso ist Thelema eine Religion und nicht vielmehr eine, wenn auch etwas verworren beschriebene, soziologische Theorie?

Damit kommen wir zum wesentlichen Punkt: Das "Liber L vel Legis" ist ein psychoaktiver Text. Es ist ein Text der seine Leser zu Möglichkeiten des Lebens verführt, die jede Theorie anschlußlos hinter sich lassen. Worum es geht, ist die Antwort auf die Frage: Wozu existiere ich? Was ist der Sinn meines Lebens?

Luhmanns Theorie sozialer Systeme ist eine wissenschaftliche Theorie und schließt die Möglichkeit, solche Fragen sinnvoll stellen zu können, kategorisch aus - hier endet also die Möglichkeit einer soziologischen Systemtheorie als thelemische Theologie.

Religion wird, laut Luhmann, durch die Unterscheidung Immanenz (die Welt) / Transzendenz (Gott, das Jenseits) und durch die Unterscheidung Glauben / Nicht-Glauben erzeugt. Welcher Seite dieser Unterscheidung ein Ereignis zuzuordnen ist, das entscheiden die Programme (Dogma, Theologie) der einzelnen Religionen jeweils für sich, mit erheblichen Gemeinsamkeiten, wie z.B. Gott, Himmel etc.

Das "Liber L vel Legis" verweigert solch ein religiöses Programm. Es ist ein Text mit Anomalien, Widersprüchen, Paradoxa, also mit Unbestimmtheitspunkten an denen dem Text kein religiöser Sinn mehr abgelesen werden kann. Die Psychoaktivität des Textes liegt genau in den Anomalien, den Rissen des Werkes, den Widersprüchen, also in den Unbestimmtheitspunkten, die einen religiösen Sinn verweigern - weshalb ein thelemisches Dogma unmöglich ist. Die Unbestimmtheitspunkte sind genau die Punkte an denen die thelemische Religion erst entsteht. Thelema bleibt deshalb immer flüssig und lebendig. Das "Liber L vel Legis" kann konstitutionell nie totes Wort werden - zumindest solange es religiös gelesen wird.

Die Unterscheidung Glauben / Nicht-Glauben kann an den Unbestimmtheitspunkten, also da, wo das "Liber L vel Legis" zur thelemischen Religion wird, nicht mehr geglaubt oder unterschieden werden. Der Text verweist weder auf etwas, das geglaubt werden kann, noch auf etwas, das nicht geglaubt werden kann - und entzieht sich damit dem religiösen Sinn, erzeugt nur Verwirrung und Irritation.

Nehmen wir als Beispiel Vers I. 58. Nu sagt: "Ich gebe unvorstellbare Freuden auf Erden: Gewißheit, nicht Glauben, während des Lebens und nach dem Tod; unsagbaren Frieden, Ruhe, Ekstase; ich verlange auch überhaupt keine Opfer dafür." Wie soll man "Gewißheit, nicht Glauben" im religiösen Code Glauben / Nicht-Glauben verstehen? Die Unterscheidung kollabiert einfach, die Aussage ist religiös sinnlos.

Der Code der Religion wird benutzt um ein vom Religionssystem ausgeschlossenes Drittes zu entdecken: Weder Glauben noch Unglauben. Dadurch wird etwas radikal Neues generiert, das im Sinnzusammenhang des Religionssystem keinen Sinn hat, etwas sinnloses. Der Leser ist gezwungen, nach dem Sinn des Unsinns zu fragen. Die Anomalien des "Liber L vel Legis" sind so strukturiert, daß sie systemintern radikal unbestimmbar bleiben - und stattdessen zur Grenzüberschreitung nötigen, zur Ermittlung eines Sinns jenseits der vorgegebenen Grenzen des Religionssystems. Sinnlosigkeitsstellen im "Liber L vel Legis" formulieren kein Problem, sie provozieren eine Sinnsuche. Das heißt vor allem, daß die Leser des "Liber L vel Legis" gefordert sind, die Sinnzusammenhänge in und zwischen den Versen selbst herzustellen.

Damit programmiert das "Liber L vel Legis" die thelemische Religion, jeweils zusammen mit seinem Leser, selbst. Thelema ist nicht mehr von vorgegebenen Programmen oder gegebenen Denkmustern abhängig, auf diese beziehbar oder von diesen her verstehbar. Der überschüssige Sinn, der aus der Selbstprogrammierung von Thelema gezogen wird, negiert jenen Sinn, der als Religion (im Religionssystem) verfügbar ist. Hier werden keine Möglichkeiten von Religion aktualisiert, sondern Unmöglichkeiten, die es als religiöse Möglichkeiten erst zu erschließen gilt.

Die Selbstprogrammierung von Thelema geschieht im Zwiegespräch zwischen "Liber L vel Legis" und Leser, für jeden Menschen individuell. Thelema ist die Religion des absoluten Individuums: Jeder Thelemit ist thelemischer Papst - und jeder thelemische Papst ist unfehlbar.

Damit stellt sich die Frage ob der Code einer modernen Religion wirklich noch Immanenz / Transzendenz ist, was für die konventionellen Religionen offensichtlich so ist. Immanenz bezeichnet die Welt, Transzendenz das andere der Welt, das Jenseits. Luhmann beschreibt das Problem so:

"Tatsächlich liegt das, glaube ich, an einem Grundproblem, das man auch in der Wissenschaftstheorie findet oder auch in der Wirtschaftstheorie, daß nämlich das Problem der Referenz nach außen hin fraglich geworden ist, daß man also nicht mehr Objekte, Leistungen, wirtschaftlicher, erkenntnismäßiger, künstlerischer Art an einer Entsprechung nach außen hin messen kann, welche Qualität auch immer man dann zusätzlich noch fordert, sondern das ganze Problem in die Differenz von Selbstreferenz und Fremdreferenz verlagert wird; daß es also irgendwie darauf ankommt, nicht nur sich selber, aber auch nicht nur etwas anderes zu bezeichnen, sondern eine Kombination zu finden. Dadurch, daß man selber ist, was man ist, kann man auch gleichzeitig in der Welt sein. Darin sehe ich eine Struktur der modernen Gesellschaft oder eine Struktur der Intellektualität, die die moderne Gesellschaft eigentlich erfordern würde." (Luhmann - Aus: Bielefelder Stadtblatt vom 30. September, 1990, S.10 Im Gespräch).

Wenn es darum geht, muß der Code der Religion auf beiden Seiten Selbst- und Fremdreferenz verbinden. Das Vorhergehende vorausgesetzt scheint mir Existentialität / Säkularität die religiöse Unterscheidung sehr genau zu treffen. Existentialität betrifft das, was uns existentiell angeht, die Frage: Wozu existiere ich? Säkularität betrifft das Alltägliche des Überlebens als Individuum in der Gesellschaft. Mir scheint, daß es genau darum schon immer ging, wenn von Religion die Rede war. Immanenz / Transzendenz war lediglich eine - für 2000 Jahre plausible - Lösung dieses  Problems, die heute eben nicht mehr  plausibel ist.

Die Zweitcodierung der Religion, Glauben / Nicht-Glauben wäre zu ersetzen durch Gewißheit  / Fragwürdigkeit.  Gewißheit betrifft unsere existentiellen Entscheidungen: Wir sind uns unserer existentiellen Entscheidungen sicher. Fragwürdigkeit betrifft das, was uns einer Frage würdig ist - die noch nicht getroffenen oder  wieder in  Frage zu stellenden existentiellen  Entscheidungen.

Wenn man diese Unterscheidungen in den vorhergehenden Text einsetzt, die alten  Unterscheidungen ersetzend,  entfaltet der Text seine eigentliche Aussage.

Wie ist die Wahrheit von Thelema?

Die Wahrheiten von Thelema sind die Möglichkeiten die Thelema erschließt. Wahrheiten in dem Sinne, daß es wahre Möglichkeiten sind, also Möglichkeiten die verwirklicht werden können: "Verwirklicht" bedeutet auch hier immer noch: (als wirklich) beobachtet.

Diese Möglichkeiten sind für jeden Menschen einzigartig, denn sie werden in der jeweils individuellen  Sinnsuche eines Lesers mit dem "Liber L vel Legis" zusammen erst erzeugt.

  • Wahr sind diese Möglichkeiten nur dadurch, daß der jeweilige Leser eine Entscheidung getroffen hat, derer er sich gewiß ist: Er übernimmt die Verantwortung dafür, daß diese Möglichkeiten wahre Möglichkeiten sind, d.h. verwirklicht werden können, indem er darum kämpft sie zu verwirklichen.
  • Gewiß werden diese Möglichkeiten als wahre Möglichkeiten nur durch existentielle Entscheidungen, welche durch entsprechende Argumentationen, z.B. wissenschaftliche, historische etc. 'Tatsachen', und Handlungen als 'echte' Möglichkeiten 'verkauft' werden.

Natürlich sind wahre Möglichkeiten nur zeitweilig wahr: sie sind so lange wahr, wie sie Möglichkeiten sind.

Wir können daraus ersehen, daß das "Liber L vel Legis" nicht im Normalsinne interpretiert wird, sondern eine angemessene Interpretation erst vorliegt, wenn wahre Möglichkeiten er- oder gefunden wurden. Das trifft für "alle Propheten" zu, deren Wahrheit eben immer schon nur in den wahren Möglichkeiten gegeben war - der Rest sind, wenngleich in früheren Zeiten unvermeidliche, Selbstmißverständnisse.

Warum Thelema?

Weil Du mit und durch Thelema die wahren Möglichkeiten finden kannst, Deinem Leben Sinn zu verschaffen. Alternativen sind mir zur Zeit nicht bekannt, aber wenn Du Alternativen suchst, schaue Dich bei sogenannten Sekten und Psychokulten um. Die traditionellen Amtskirchen sind hoffnungslos obsolete Sedimente.

Prüfe als erstes, ob Du es mit einer "Open Religion" zu tun hast, denn alle Closed Religionen sind kognitive Gefängnisse - und du suchst Deinen Sinn (Autonomie), nicht einen von außen verordneten Zwangssinn.

Warum Thelema-Society?

  • Weil Möglichkeiten gemeinsam besser verwirklicht werden können als einsam, manche Möglichkeiten allein gar nicht bewältigt  werden können.
  • Weil nur Organisationen fähig sind, die Komplexität und Kontingenz moderner Gesellschaften durch Entscheidungen von unbestimmter in bestimmte Komplexität zu verwandeln. Nur natürliche (Menschen) und juristische Personen (Organisationen) können handeln, aber der einzelne Mensch ist gegenüber der Gesellschaft schwach und machtlos, während Organisationen bessere Möglichkeiten der Einflußnahme und Gestaltung haben.

 Wozu existiere ich?
Was ist der Sinn meines Lebens?
 

Nur wenn diese Frag-Würdigkeiten für Dich relevant sind - und nur dann - kann die Thelema-Society für Dich interessant sein. Frage, Prüfe, Wähle!

Das Spiel ist gespielt.
Das Ergebnis steht fest.
Wahrlich, es hätte anders gespielt werden können.


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Kommentare

Thelema als klassische Religion

Werter MDE,

die vorliegende Darstellung von Thelema eignet sich als sinnstiftende und nützliche Auslegung  des Liber CCXX. Sie erscheint deswegen als sinnvoll, weil sie einen persönlichen Bezug zu der Schrift darstellt.

Doch kann man nicht jede Religion vorrangig als Gleichnis deuten? Liberale Theologen beziehen sich auch im Alten und Neuen Testament mehr auf die Person Christi und die aus seinem Wort gefolgerte Ethik.

Nur warum sollte man nicht auch Thelema als klassische Religion auslegen können? In der Negation der erwähnten Kriterien für eine moderne Religion könnte man eine klassische Religion begründen, was folgendermaßen aussehen kann:

"Der Verzicht auf Seins-Wahrheiten"

Wäre es nicht eine Seins-Wahrheit, wenn man z.B. behauptet: Thelema IST. Um zu wollen, muss erstmal der Wille sein?

 

"Der Verzicht auf gott- oder naturgegebene moralische Gebote der Art:"

Könnte man nicht eine Aussage wie "Du hast kein Recht, als Deinen Willen zu tun" auch als naturgegebenes (= gesetz(tes) ) Gebot auslegen?

"Der Verzicht auf Dogmen jeder Art, z.B. der Papst ist unfehlbar, nur in der X-Kirche ist das Heil möglich, usw."

Können Prinzipien wie "Tu was Du willst" nicht auch als religiöse Lehrsätze aufgefasst werden?

Die besagten "Unbestimmtheitspunkte" existieren auch in der Bibel. Die Jungfräulichkeit Marias erscheint mir auch als sehr mysteriös. Und dass die letzten Wahrheiten wie das Wesen Gottes erhellt werden, wird in der Schrift auch nicht deutlich.

Der Unterschied zwischen den libri Christi und dem Liber Legis erscheint mir, dass das erste Werk - trotz aller Gleichnisse - an Zöllner, Huren & Fischer gewidmet ist, um verständlich gemacht zu werden, während das Liber CCXX eine verständlich werdende, eine bestimmende Schrift ist, die sich jedoch bei der Persönlichkeitsentwicklung zunehmend erhellt.

Der Narr versteht sie nicht (3.63 - übrigens die Stelle, die den Kommentar als Abschreckmittel markiert), der sich am 0-Punkt befindende Mensch, der die Geheimnisse des Universums noch nicht kennt.

Allen religiösen Schriften dürfte jedoch gemein sein, dass sie sich als einem vom Ich absoluten Geist gesandten Erkenntniswege offenbaren, die in der Sprache geschrieben sind, dass sie verständlich sind oder zunehmend verständlich werden.

 

herzliche Grüße,

AgapeXI (6. April 2007 - zwei Tage vor Rose Crowleys Wortergreifung)

Zwanghafter hermeneutischer Zirkel

Hi AgapeXI,

kein Dissens. Natürlich kann man jede Religion - von außen - so oder so interpretieren. Man kann das Liber L vel Legis dogmatisieren und in der Bibel Unbestimmtheitspunkte suchen. Man kann in das Liber L Identitäten als Götter hineinlesen und - mit einigen semantischen Verrenkungen - den biblischen Gott als Differenz lesen. Texte bedeuten eben immer das, was man in sie hineinliest.

Für mich ist das nicht die Frage, sondern: Wie versteht sich eine Religion selbst? - also von innen. Ich kann das Christentum thelemisch interpretieren, aber das kann ich nicht als Christ tun. Die Christen sind mit solchen Vereinnahmungen ja immer schnell bei der Hand, etwa wenn sie Buddhisten oder Thelemiten als sich selbst mißverstehende Christen zwangsvereinnahmen wollen.

Das Christentum versteht sich selbst als eine dogmatische und ontologische Lehre, also werde ich ihm das nicht absprechen.

Ich stimme dir auch zu, daß alle - nicht nur religiöse - Schriften verständlich sein oder werden sollen. Wozu schreibt man sonst? Die Frage ist nur, ob man dogmatisch, wissenschaftlich (hermeneutisch) oder individualistisch und weiterhin ontologisch, konstruktivistisch oder possibilistisch (wahre Möglichkeiten) liest - und welche Lesart der Text von sich aus begünstigt.

Unter diesem Gesichtspunkt scheint mir, daß die Bibel eine dogmatisch-ontologische und das Liber L eine individualistisch-possibilistische Lese nicht nur nahelegen, sondern - mit allen hermeneutischen Vorbehalten gesagt: erzwingen.

Liebe Grüße

MDE

 

Hermeneutische Zirkelpunkte

Lieber MDE,

"Texte bedeuten eben immer das, was man in sie hineinliest."

Das Bild des hermeneutischen Zirkels auf die Gretchenfrage angewendet, empfinde ich als angemessen. Bei der Spirale der Erkenntnis kommt es darauf an, an welchen Eckpunkten man den Schwerpunkt setzt, beim Rezipienten oder beim Verfasser: Als eher klassisch orientierter Mensch sehe ich diese Setzung vorrangig beim Autor. Denn durch das, was er meint, gewinnt der Text an Bedeutung. Der Rezipient hingegen kann in ihm den Sinn erkennen.

"Für mich ist das nicht die Frage, sondern: Wie versteht sich eine Religion selbst? - also von innen."

Eine Religion meiner Meinung nach kein inneres Verständnis. Sie bleibt - analog zum Text - lediglich eine Form, um sich an etwas zu binden. Der Mensch erst verschafft ihr den Gehalt. Für mich stellt sich die Frage daher um so mehr, was der Mensch aus ihr macht und wie er sie deutet.

"Ich kann das Christentum thelemisch interpretieren, aber das kann ich nicht als Christ tun."

Ach, Augustinus legte es ja ansatzweise thelemisch aus. Zudem schließt die Nächstenliebe Christi auch die Selbstliebe mit ein. Die selbstlose Auslegung des NT, all die Gebote, sind auf die kirchliche Doktrin zurückzuführen, weniger auf die Religion an sich (was man unter anderem daran erkennen kann, dass das Christentum über die kanonisch bestimmten Evangelien hinausgeht).

"Das Christentum versteht sich selbst als eine dogmatische und ontologische Lehre, also werde ich ihm das nicht absprechen."

"Das" Christentum an sich wird lediglich durch Leute vertreten, die die ecclesia visbilis und deren Doktrin gegenüber gnostischen Kritikern mit Gewalt durchgesetzt haben. Die dogmatische und ontologische Lehre liegt nicht in der Schrift an sich, sondern immer in der Theologie, die immer auch Apologie ist.

 

"Die Frage ist nur, ob man dogmatisch, wissenschaftlich (hermeneutisch) oder individualistisch und weiterhin ontologisch, konstruktivistisch oder possibilistisch (wahre Möglichkeiten) liest - und welche Lesart der Text von sich aus begünstigt."

Meine Empfehlung an der Stelle wäre ein positivistisch- hermenutischer Ansatz. Man geht zunächst davon aus, was an sich GESETZt ist und versucht das Gesetzte aus der Zeit und unter Berücksichtigung des Autors zu erfassen. Bitte soll dies nicht als Dogma missverstanden werden. Natürlich gibt es viele Les- und Interpretationsarten.

Letztendlich nähert man sich der Wahrheit dadurch an, dass man den Text von mehreren Seiten aus betrachtet. Der individualistisch-possibilistische Ansatz erweist sich schon als sinn- und erkenntnisbringende Möglichkeit. Doch es besteht in ihm die Gefahr, dass man sich vom Text entfremdet, weil man das an ihn hineinliest, was man in ihm lesen will.

Liebe Grüße,

AgapeXI

Différance

Lieber AgapeXI,

dein Verständnis von Kommunikation (was Texte impliziert) als Prämisse genommen könnte ich nur zustimmen. Du bist Gadamers Hermeneutik sehr nahe.

 Aber ... ich sehe das gaaaanz anders ... und zwar so:

Was ein Mitteilender, z.B. ein Autor, meint ist schon deshalb völlig irrelevant, weil kein Verstehender wissen kann was gemeint ist. Es gibt keine Bedeutungsübertragung von Bewußtsein in Kommunikation. Der Mitteilende hat nicht einmal die Möglichkeit selbst zu wissen, was er meinte. Ein Gedanke ist erst in dem Moment gedacht, wenn er formuliert ist. Er besteht nur in der Zeitspanne seiner Formulierung, danach ist er unwiederbringlich vergangen. Selbst die gleiche Formulierung, zu einem anderen Zeitpunkt, ist ein anderer Gedanke - weil der Kontext ein anderer ist, weil wir andere sind.

Kommunikation ist die Einheit der dreifachen Selektion von Information, Mitteilung und Verstehen. Daraus folgt, daß die Bedeutung der Mitteilung vom Verstehenden, nicht vom Mitteilenden, konstruiert wird und sich in der Anschlußkommunikation, wenn die Kommunikation denn anschlußfähig war, zeigt.

Für die Grundlegung dieser Sichtweise sei primär auf Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme verwiesen. Auch Derridas Begriff der Différance, der darauf verweist, daß jeder Text immer schon zu sich selbst differiert, ist hier beobachtungsleitend.

Ich will damit nicht sagen, daß  Deine Prämissen falsch oder meine wahrer seien, nur: Mir sind Deine Prämissen nicht plausibel, deshalb: Ich beobachte anders.

Anregung: Diskutiere nicht nur in der Hegel-Liste, versuch mal die Luhmann-Liste :-)

Liebe Grüße

MDE

Luhmann und das Liber L

Hallo Mike,

ich freue mich sehr, dass auf deiner neuen Seite ein persönlicher Austausch mit dir möglich ist. Der hat mit in letzter Zeit durchaus gefehlt ;-))

Aber nun zu meiner Frage:

Ist dir bekannt ob Luhmann das Liber L gekannt bzw. gelesen hat?

Liebe Grüße

Dreamwalker

Er war ignorant ...

Hi Dreamwalker,

schön dich hier zu treffen!!!

Ich kenne keine Mitteilung von Luhmann aus der man auch nur vermuten könnte, daß er das Liber L kannte.

Liebe Grüße

MDE

ein ehemaliger "volksmissionar" meint

Lieber Agape

ich möchte ganz kurz  zusammenfassen warum ich glaube das man thelema nicht wie eine normale religion beurteilen kann,

 

das buch des gesetztes  ist nur für jedes individium verbindlich aber nicht für die summe der individuen also wenn eine gruppe von menschen zu der meinung gelangt sie lesen aus dem buch heraus das sie vegetarisch und sexuell enthaltsam leben müssen  so ist das ihre  art thelema zu leben kein anderer der sich thelemit nennt kann sagen das ist verbindlich für alle falsch in jeder anderen westlichen religion gibt es "objektive " normen die von dir angeführten modernen theologen  ziehen wenn sie zuweit gehen sich immer probleme mit der offiziellen Lehre zu  der versuch eine klassische religion nähmlich die katholische mit der moderne zu versöhnen im II vatikanum ist völlig gescheitert und hat die kirche an den rand der selbstzerstörung geführt

 

thelma ist daher als eine weiterentwicklung der religiosität des menschen zu betrachten und  thelema hebt auch die grenzen zwischen Kunst und religion auf das thelemische lebensprinzip durchdringt den ganzen menschen und kann den menschen der aufklärung mit der religion versöhnen

 

Experimentelle Religion

Hallo Spectator,

Du bringst es, wie üblich, auf den Punkt. Thelema ist eine Religion ohne Glauben, ohne universelle Moral und ohne universellen Wahrheitsanspruch. Darin unterscheidet sich Thelema qualitativ von den konventionellen Religionen. Daraus ergibt sich, daß Thelema ein Experiment ist, ein religiöses Experiment oder eine experimentelle Religion. Ein existentielles Experiment des individuellen Thelemiten mit sich und der Welt angeregt durch das Liber L vel Legis.

Das ist der Punkt der für mich an Thelema so spannend und existentiell beglückend ist.

Thelema spielen...

Das Spiel ist gespielt.
Das Ergebnis steht fest.
Wahrlich, es hätte anders gespielt werden können.

was willst du mit dieser fatalistischen Aussage ausdrücken?
Weltuntergang?

was genau hat das mit der Telema-Society zu tun?

me

Mögliche Deutung

"Das Spiel ist gespielt.
Das Ergebnis steht fest.
Wahrlich, es hätte anders gespielt werden können. "

Stell Dir vor, Du müsstest in einer asiatischen Despotie zum Galgen schreiten, weil Du Nuit Empfehlungen ernst genommen hast. Nun blickst Du auf Dein Leben zurück & stellst Dir einige Fragen...

Die Fragen stellst Du dir, nicht ich. ;-) 

"Thou shalt study with Diligence in the mathematics, because thereby shall be revealed unto thee the Laws of thine own Reason and the Limitations thereof." (AC: Liber Aleph)

"Das Spiel ist gespielt. Das

"Das Spiel ist gespielt.
Das Ergebnis steht fest.
Wahrlich, es hätte anders gespielt werden können.
"

Stell Dir vor, Du müsstest in einer asiatischen Despotie
...mal wieder...zum Galgen schreiten,
weil Du Nuit Empfehlungen ernst genommen hast. Nun blickst Du
auf Dein Leben zurück & stellst Dir einige Fragen...

mal 3:
-wieso hab ich keinen Waffenschein gemacht?
-wo ist die TS, wenn man sie braucht?
-was zum Teufel mache ich hier in Asien?

Die Fragen stellst Du dir, nicht ich. ;-)

meine Antworten kenne ich bereits *gähn*...*gg*

wenn eh alles _egal ist..

ich wurde in der Vergangenheit so oft ermordet,
dass es gradamol egal isch, ob ich weiss:
wozu du?
mein Sinn nicht!

me +
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Kontext

Das bezog sich eigentlich nur auf den Artikel und wollte sagen: Er ist so geschrieben wie er geschrieben ist und hätte anders geschrieben werden können.

Aber natürlich ist es im Leben immer so: Kontingenz!