Argument: Was ist das?

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf dem Wikipedia-Artikel Argument, weichen aber wesentlich von diesem Artikel ab.

Als Argument (v. lat. argumentum "Beweisgrund, Beweismittel") wird eine Aussage oder eine Folge von Aussagen bezeichnet, die zur Begründung einer anderen Aussage, z.B. einer Behauptung (These), angeführt wird. Die Darlegung der Argumente zur Untermauerung der These wird als Argumentation bezeichnet. Die logisch korrekte Schlußfolgerung aus anderen (wahren) Aussagen (Prämissen) bezeichnet man als Beweis.

Argumentationsaufbau

Bei einem linearen Aufbau der Argumentation fügen sich die einzelnen Argumente zu einer Argumentationskette zusammen, die dem Beweis der These (Behauptung, Kernaussage) des Redners/Autors dienen soll.

Der lineare Aufbau der Argumentation:

  • Argument, ggf. mit Beispiel(en)
    • Prämisse(n) (vorausgesetzte Behauptungen)
    • Konklusion (Schlußfolgerung, bewiesene Behauptung)
  • weitere Argumente.

In der Praxis werden nicht immer alle Prämissen explizit genannt, zum Beispiel wenn sie als bekannt und akzeptiert gelten.

Plausibilität von Argumenten

Bei der Überprüfung einer Argumentation auf Plausibilität wird geklärt, ob die Prämissen plausibel und die Schlußfolgerungen logisch korrekt sind. Prämissen sind plausibel, wenn sie sich auf

  • Wahrnehmungen stützen,
  • Schlußfolgerungen aus Wahrnehmungen oder
  • empirisch prinzipiell prüfbare Konditionale (wenn A, dann B) sind. 

 Deduktive Argumente

Als Argumentum ad veritatem (Wahrheitsbeweis) werden deduktive (oder deduktiv gültige) Argumente bezeichnet, bei denen die Konklusion logisch aus den Prämissen folgt, die Konklusion also wahr ist, falls die Prämissen wahr sind.

  • Logisches Nutzwertargument
    Das logische Nutzwertargument besteht aus zwei oder mehr Prämissen sowie der logischen Konklusion.
    Beispiel: Dieses neue Auto verbraucht nur fünf Liter pro 100 Kilometer und sein Tankinhalt beträgt 50 Liter. Das bedeutet, Sie können mit einer Tankfüllung 1.000 Kilometer reisen, ohne unterwegs tanken zu müssen.
  • Vergrößerung
    Sie stellt zwei Sätze mathematisch miteinander in Bezug. Aus dem rechnerischen Ergebnis wird die Plausibilität einer Ersparnis oder eines Gewinnes dargestellt.
    Beispiel: Bei Einsparungen von nur 1,7 Cent pro Druckseite sparen Sie bei Ihrer Auflage bereits 20.000 x 0,017 = 340,- Euro im Monat.
  • Verkleinerung
    Sie dient der Relativierung möglicher Gegenargumente, z.B. Anschaffungskosten oder laufenden Belastungen.
    Beispiel: Der Solarkollektor kostet zwar 24.000,- Euro, bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren sind das allerdings nur 100 Euro pro Monat.
  • Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere
    Das Argumentum a posteriori (im nachhinein (aus Erfahrung gewonnen)) arbeitet mit einem auf die Erfahrung gestützten Beweis. Diese Schlußfolgerung dient dazu, spezielle Erkenntnisse aus allgemeinen Theorien zu gewinnen.
    Beispiel: Seit 6.000 Jahren ist Krieg eine der immer wiederkehrenden Strategien zur Sicherstellung knapper Ressourcen. Auch heute beobachten wir knapper werdende Ressourcen. Es wird wieder Krieg geben. Oder: "Alle Menschen, die ich kannte, sind gestorben. Also werde auch ich sterben müssen."
  • Bilanzierung
    Die Bilanzierung oder Nutzwertanalyse stellt die Pro-und-Contra-Argumente gegenüber und versieht sie mit einem Gewichtungsfaktor. Die Summation ergibt ein mathematisch eindeutiges Ergebnis.

Induktive Argumente

Induktive Argumente stützen sich auf empirische Beobachtungen und Erfahrungen. Dabei wird von Einzelfällen auf das Allgemeine geschlossen. Es ist zwar rational, die Konklusion für wahr zu halten, wenn alle Prämissen wahr sind, die Konklusion folgt jedoch nicht logisch zwingend, sondern ist nur in gewissem Grade wahrscheinlich (vgl. Induktionsschluß).

Beispiel: Bei allen bisherigen Versuchen, die Rechtschreibung zu reformieren, zeigte sich, daß die Leistungen der Schüler nachließen. Also werden die Leistungen der Schüler bei Einführung der aktuellen Rechtschreibreform wieder nachlassen.

Auch wenn die Aussage: "Alle bisherigen Reformen führten zu schlechteren Leistungen." durch empirische Studien ausnahmslos bestätigt sein sollte, gilt das Argument nur in einem statistisch abgesicherten Rahmen, da ein einziges Gegenbeispiel die Allgemeingültigkeit widerlegen würde.

Indirekte Argumente

Ein Argumentum e contrario (Beweis durch Widerspruch) untermauert die eigene These mit der Falsifizierung des Gegenteils (indirekter Beweis).

Beispiel: Euklids Beweis für Irrationalität von Wurzel 2 oder: Die Gegner der Rechtschreibreform behaupten, daß die Schüler mit den neuen Regeln mehr Fehler machen würden. Neueste Untersuchungen zeigen jedoch, daß die Fehlerquote seit Einführung um 20 Prozent gesunken ist.

Fehlschlüsse

Dabei handelt es sich um Argumente, die bei korrekter Handhabung logisch einwandfrei sind, jedoch auch zu (absichtlichen) Fehlschlüssen verwendet werden können.

Ein logischer Irrtum, dem der Argumentierende erliegt, wird als Paralogismus bezeichnet. Ein mit der Absicht, andere zu täuschen, herbeigeführter Fehlschluß wird als Sophismus bezeichnet. Unter einem Argumentum ad rem versteht man allgemein eine Beweisführung, die sich nur auf die zu diskutierende Sache selbst stützt und unabhängig von Gefühlen und Meinungen ist.

  • Autoritätsverweis oder Referenzargument
    Das Argumentum ad verecundiam will unter Berufung auf eine Autorität überzeugen.
    Da es unmöglich ist, alles selbst nachzuweisen, muß man sich auf Quellen anderer verlassen können. Also ist es notwendig, bekannte Fachleute auf dem Gebiet zu Rate zu ziehen. Allerdings können auch Experten irren, ihre Ansichten können revidiert werden, und in einem Gebiet können mehrere unterschiedliche 'Lager' mit jeweils guten Gründen für ihre Positionen existieren.
  • Mitleidargument
    Mit Hilfe des Argumentum ad misericordiam wird Mitleid genutzt, um weiteres Nachhaken zu unterbinden.
    Beispiel: "Niemand hat Deinen Geldbeutel gestohlen, Du hast ihn verloren. Warum verdächtigst Du einen armen und mißbrauchten Menschen?"
  • Gesellschaftliche Argumentation
    Das Argumentum ad populum ist ein ähnlicher Versuch, durch den Verweis auf die wirkliche oder behauptete allgemeine Meinung zu überzeugen und schließt aus der Anzahl der Anhänger einer Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt.
    Beispiel: "Im Mittelalter glaubten praktisch 100 Prozent der Leute daran, daß die Sonne und die Planeten um die Erde kreisen und die Erde unbeweglich im Raum hängt. Also kann das nicht ganz falsch gewesen sein."
  • Moralisches Argument
    Das moralische Argument (auch ethisches oder normatives Argument) bezieht sich noch weiter verengend explizit auf allgemein anerkannte ethische oder gesellschaftliche Werte und versucht, eine Aussage in Übereinstimmung oder im Gegensatz befindlich darzustellen.
    Beispiel: "Wir sollten die geltende Groß- und Kleinschreibung nicht aufgeben, da sie einzigartig ist."
  • Ideologisches Argument
    Einzelinteressen werden hier unter Berufung auf Allgemeines (z.B. die Natur, gesellschaftliche Zwänge, das Allgemeinwohl) vollkommen verschleiert. Das ideologische Argument steht beinahe schon außerhalb der Fehlschlüsse, da es sich im Grunde um ein Postulat, eine Aussage handelt.
    Beispiel: "Es ist doch nur natürlich, wenn man möchte, daß alles beim Alten bleibt."
  • Hypothetisches Argument
    Dieses Argument konkludiert angenommene Prämissen mit tatsächlichen. Die Konklusion ergibt kein (notwendig) wahres Urteil, da hierzu die Wahrheit der Prämissen erwiesen sein muß.
    Beispiel: "Wenn das jetzt Ihr Kind auf der Intensivstation wäre, Herr Doktor, was würden Sie alles unternehmen, um sein Leben zu retten? Sie würden alles versuchen!"
  • Argument aus Nichtwissen
    Das Argumentum ad ignorantiam nutzt Nichtwissen als Beweis beziehungsweise in Form des Argumentum e silentio das Schweigen. Der Fehlschluß, daß das Fehlen oder die Unkenntnis von Tatsachen, die eine Aussage unterstützen, die Aussage widerlegen bzw. der Fehlschluß, daß eine Aussage wahr ist, weil ihre Unwahrheit nicht bewiesen ist (oder vice versa) ist oft mit dem Glauben verbunden, daß die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses 'immer' umgekehrt proportional zu der Anzahl der Möglichkeiten ist. Ein Argumentum ad ignorantiam bringt letztlich nur den Glauben an etwas als eigene irrelevante Unkenntnis in die Argumentation.
    Beispiel: "Niemand hat gezeigt, daß es keinen Gott gibt; also muß Gott existieren." Oder: "Niemand hat je ein UFO gesehen, also gibt es keine UFOs." Auch: "Da Wissenschaftler das Auftreten einer globalen Erwärmung nicht beweisen können, wird es eine solche auch nicht geben."
  • Scheinkausalität
    Hierbei fungieren zwei Ereignisse als Prämissen, aus deren Gleichzeitigkeit (Cum hoc ergo propter hoc: gleichzeitig, also deswegen) bzw. zeitlichen Abfolge (Post hoc ergo propter hoc: danach, also deswegen) ein unbewiesener Kausalzusammenhang konkludiert wird.
    Zum Beispiel: "Eisverkäufe korrelieren stark (und robust) mit Verbrechensraten. Daher verursacht Speiseeis Verbrechen."
    Dieses Argument ist fehlerhaft, weil es die tatsächliche Erklärung außer Acht läßt, daß es eben die hohen Temperaturen sind, die sowohl die Verbrechensraten als auch die Speiseeisverkäufe unabhängig voneinander erhöhen.
  • Grundannahme
    Mit dem Argumentum a priori wird ein Beweis mittels rein logischer Schlußfolgerungen geführt, der ohne Erfahrungswissen auskommt. Diese Annahme ist jedoch nicht falsifizierbar.
    Beispiel: "Wenn man annimmt, daß alle Menschen sterblich sind und Sokrates ein Mensch ist, so folgt daraus, daß Sokrates sterblich sein muß."
  • Argument der goldenen Mitte
    Das Argumentum ad temperantiam ist ein Fehlschluss, der die Mitte zweier Positionen unabhängig von der argumentativen Untermauerung der einzelnen Positionen bevorzugt.
    Beispiel: "Da die Gewerkschaften 10 % mehr Lohn verlangen und die Arbeitgeber 2 % zugestehen, sollten wir uns auf 6 Prozent einigen."
  • Zirkelschluß
    Das Argumentum in circulo (Circulus vitiosus, Petitio principii, Zirkelschluß) begründet eine These mit sich selbst und verstößt damit gegen einen Hauptsatz der klassischen Logik, wonach jede These durch Prämissen begründet sein muß, deren Wahrheit bereits bewiesen ist. Die zu folgernde Aussage steckt implizit in den Bedingungen.
    Beispiel: "Der Apfel fällt vom Baum, weil die Schwerkraft wirkt. Somit erkennt man leicht die Existenz der Schwerkraft, sobald ein Apfel vom Baum gefallen ist." Auch: "Die Gerechtigkeit erfordert höhere Löhne für alle, weil es nur gerecht ist, wenn jeder mehr verdient." Oder: "Sie sagen, Sie hätten jetzt keine Zeit. Genau deshalb rufe ich ja an: es geht darum, in Zukunft so zu rationalisieren, daß Sie wieder Zeit für das Wesentliche haben."
  • Doppeldeutigkeit
    Ein Argumentum ambiguum, d.h. zweischneidiges Argument, bei dem die genaue Bedeutung unklar bleibt und damit eine Rückzugsmöglichkeit auf eine andere Interpretation offen läßt.
    Beispiel: Bill Clinton über Monica Lewinsky: "I did not have sexual relations with that woman" ("Ich hatte keine sexuelle Beziehung mit dieser Frau"). Im Sinne des Wortes "sexuell" mit der Konnotation zum Geschlechtsverkehr ist Clintons Aussage korrekt, im umgangssprachlichen und juristischen Sinne jedoch nicht.
  • Erfahrungsbeweis
    Das Argumentum ad lapidem (lapidem = Stein) ist ein Gegenargument, mit dessen Hilfe eine ausgeklügelte und spitzfindige These durch einen scheinbar einfachen Widerspruch zur Erfahrung widerlegt werden soll. Benannt durch Dr. Samuel Johnson, der Bischof George Berkeleys Behauptung, daß Materie nicht separat von ihrer Wahrnehmung existieren kann, damit 'widerlegte', daß er einen Stein mit der Bemerkung "I refute it thus" (Damit widerlege ich es) wegtrat.
    Befürworter dieses Argumentes glauben oft, daß theoretische geistige Konstrukte sich durch eine eklatante Realitätsferne auszeichnen und verweisen oft spöttisch auf die völlig unterschiedlichen Schlußfolgerungen, die man daraus besonders in der Philosophie ableiten kann. Kritiker des Arguments weisen darauf hin, daß das weniger eine Widerlegung als eine bequeme Ignorierung der Position ist (Der Stein wird auch durch noch so beiläufiges Wegtreten durch Tastsinn, Gehör und Sehen wahrgenommen).
  • Traditionsverweis
    Das Argumentum ad antiquitatem arbeitet mit dem Beharren darauf, daß eine Aussage durch ihr Alter oder ihre Bewährtheit wahr sein müsse.
    Beispiel: "Siderische Astrologie ist wahr. Wenn Sie falsch wäre, hätte sie nicht mehrere tausend Jahre überdauert."
  • Beweis durch Augenschein
    Das Argumentum ad oculos will durch schlagenden Widerspruch zur Wahrnehmung oder Aufdeckung eines kritischen Widerspruches überzeugen. Die eine Sache hat jedoch mit der anderen kausal nichts zu tun.
    Beispiel: "Ich habe nie behauptet, daß mein politischer Gegner Schmiergelder annimmt." (Im Hintergrund läuft ein Video, das genau das Gegenteil zeigt).
    Beispiel: "Angeklagter, Sie haben unter Eid geschworen, daß Sie sich zum Tatzeitpunkt am Orte X aufgehalten haben. Hier habe ich nun eine zweite eidesstattliche Erklärung Ihrer Versicherung, in der Sie behaupten, Sie hätten sich am Tatzeitpunkt am Orte Y, 1.000 km vom Ort X entfernt, aufgehalten. Wie erklären Sie sich das?"
  • Überhöhung
    Das Argumentum a fortiori zeigt auf, daß die bestehende Behauptung noch sicherer ist als eine bereits mit hinlänglicher Sicherheit bewiesene.
    Beispiel: "Es ist mittels Untersuchungsreihen zweifelsfrei erwiesen, daß eine Konzentration von 10 mg/kg des fraglichen Mittels gesundheitsschädlich wirkt. Mein Mandant wurde jedoch einer wesentlich höheren Konzentration erheblich länger ausgesetzt, sodaß der gesundheitliche Schaden meines Mandanten außer Frage steht."
  • Der Erfolg gibt Recht
    Das Argumentum ad crumenam versucht glauben zu machen, daß aus Reichtum oder Erfolg die Wahrheit der zugrunde liegenden Ansichten folgt. Selbst bei Aussagen über das Geldverdienen und wirtschaftlichen Erfolg oder Spontanheilungen ist es oft unklar, inwieweit der Erfolg von investierter Arbeit, unbekannten Randbedingungen oder scheinbaren Zufällen abhing - und eben das müßte geprüft werden.
    Beispiel: "Wer heilt, hat Recht." Oder: "Ein Schneeballsystem gibt jedem gleiche Chancen. Schließlich ist Herr Marschmüller damit auch reich geworden."
  • Argument des weisen Asketen
    Mit dem Argumentum ad lazarum wird mit dem Glauben argumentiert, daß aus Armut und Schlichtheit die Wahrheit der vertretenen Ansicht folgt.
    Beispiel: "Mein geistiger Lehrer lebt seit über 20 Jahren praktisch nur von Wasser und Brot. Nur ein von der Wahrheit Erleuchteter ist dazu imstande." Auch Asketen und einfache Leute sind Menschen und können trotz ihrer oft großen Lebenserfahrung irren.
  • Beschwichtigung
    Das Argumentum a tuto nutzt die Ansicht, daß eine Position auf jeden Fall ungefährlich und unschädlich ist. Während die Anwendung dieses Scheinargumentes in aussichtslos erscheinenden Situationen tröstend und Hoffnung spendend sein mag, gibt es jedoch oft versteckte Kosten und Nachteile an Zeit, Geld, Aufwand, Gesundheit und dem eigenen Ruf.
    Beispiel: "Ein Atomstromfilter hält Radioaktivität aus Atomkraftwerken fern. Es kann auf jeden Fall nicht schaden, wenn Sie den Atomstromfilter installieren, ich gebe ihn Ihnen sogar verbilligt."
  • Explizite Weiterführung
    Das Argumentum ex consesso beruht auf einer bereits als wahr zugestandenen Aussage.
    Beispiel: "Sie haben zugegeben, zur fraglichen Zeit am Tatort gewesen zu sein. Da es nun wegen des Aufbaus des Tatortes unumgänglich ist, den Blutfleck zu sehen, wenn man die Wohnung betritt, stellt sich die Frage, warum Sie behaupten, nichts gesehen zu haben."
  • Angstargument
    Das Argumentum ad metum arbeitet mit dem Erwecken von Ängsten und Befürchtungen, die mit einer Position verbunden werden (sollen).
    Beispiel: "Nur eigene Bewaffnung senkt die Kriminalitätsrate. Oder willst Du, daß Du und Deine Familie von Mördern, Räubern und Vergewaltigern ermordet und mißbraucht werden ?"
  • Neidargument
    Das Argumentum ad invidiam appelliert an Neid, Bosheit und Rache.
    Beispiel: "Dein Kollege behauptet, wir bräuchten zur besseren Effizienz eine neue Datenbank. Schau mal, der bekommt viel mehr Gehalt als Du, obwohl Du genauso viel arbeitest. Willst Du wirklich dessen Position unterstützen?"
  • Haßargument
    Argumentum ad odium: "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Sie sind an allem schuld, was in diesem Staat schief läuft, laßt euch das nicht länger gefallen."
  • Nazi-Vergleich
    Das Argumentum ad nazium lehnt eine Position mit dem Hinweis ab, daß sie von ethisch fragwürdigen Personen (insbesondere Hitler) geteilt wurde.
    Beispiel: "Jeder Todkranke, der sterben will, ist nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Jeder, der anderweitiges behauptet und damit Selbstmord oder so genannte aktive Sterbehilfe unterstützt, hätte von Hitler Beifall bekommen."
  • Wiederholung
    Mit dem Argumentum ad nauseam (wtl. lat. zur Übelkeit / Brechreiz) wird ein Fehlschluß bezeichnet, nach dem eine Aussage durch ständiges Wiederholen scheinbar richtiger wird. Abgesehen davon, daß man den anderen Diskutanten zum Aufgeben bewegt oder, trickreicher, so tut, als hätte man die Einwände durch Abwandlung der Wiederholung widerlegt, verläßt man damit den Rahmen rationaler Diskussion, da es nur noch auf das Beharren der eigenen Meinung ankommt.
    Beispiel: "Ich war es nicht!" "Man hat Sie zum Tatzeitpunkt am Ort gesehen." "Ich war es nicht!" "Sie hatten eine Pistole in der Hand." "Ich war es nicht!" "Sie haben gestern Abend dem Opfer gedroht." "Ich war es nicht!" etc.
  • Innovationsargument
    Mit dem Argumentum ad novitam wird der Glaube genutzt, daß einer neueren Ansicht oder Innovation automatisch ein höherer Wahrheitsgehalt zukommt.
    Beispiel: "Die neu entdeckte XYZ-Diät reduziert das Gewicht ohne Hungern."
  • Argument aus Eitelkeit
    Das Argumentum ad superbium arbeitet mit der Ablehnung gegnerischer Positionen aus Stolz und Überlegenheit.
    Beispiel: "Universität XYZ behauptet, ein Mittel gegen Krebs gefunden zu haben? Das ist unmöglich; wir haben viel mehr Mittel und alles, was die bisher herausgefunden haben, wußten wir schon längst."

Scheinargumente

Während bei Fehlschlüssen noch versucht wird, rational (wenn auch fehlerhaft) zu argumentieren, benötigt ein Scheinargument keinen logischen Aufbau. Dennoch können Scheinargumentationen oft sehr wirkungsvoll sein.

  • Persönlicher Angriff
    Mit dem Argumentum ad personam unterstellt man dem Gegner allgemein, daß ihm die Fähigkeit zum korrekten Argumentieren bzw. das Fachwissen fehlt und daß damit seine Schlüsse allgemein ungültig sind, und versucht die Zuhörer zu dem Fehlschluß zu verleiten, daß irrelevante, aber allgemein negativ besetzte Eigenschaften der Person (Geschlecht, Profession, politische Orientierung etc.) etwas mit dem Wahrheitsgehalt der Argumentation zu tun haben ("kriminell", "Sozialist/Nazi" usw.).
    Dies nimmt oft die Form von Beleidigungen ("Idiot", "Dummkopf", "Amateur") und Werturteilen über die Argumentation an ("Schwachsinn", "Geschwätz", "naiv", "Ausrede"). Da die Wahrheit einer Aussage jedoch nur von der Wahrheit der Prämissen abhängt, kann die Validität einer Aussage unabhängig von der Person getroffen werden. Die Fähigkeit einer Person zum logischen Schließen ist ohne Belang und die Anwendung ein logischer Fehlschluß.
  • Killerphrase
    Als Killerphrasen (umgangssprachlich auch Totschlagargumente) werden Argumente bezeichnet, die nahezu inhaltslose Aussagen sind, von denen der Disputant annimmt, daß die meisten Diskussionsteilnehmer mit ihnen in der Bewertung übereinstimmen und die vor allem der Ablehnung oder Herabsetzung des Gegenübers dienen.
    Beispiel: "Das haben wir gerne; frisch von der Schule und dann hier den großen Max markieren. Da könnte ja jeder kommen!"
  • Drohung
    Mit dem Argumentum ad baculum wird das Ende rationaler Diskussion mittels Überreden und Einschüchtern durch Macht und Stärke eingeleitet. Dies kann vielfältige Formen annehmen: Gewalt, Erpressung, das Überschreien oder Ächten der gegnerischen Position.
    Beispiel: "Herr Dorn hat Hochverrat begangen, aber natürlich können Sie weiterhin versuchen, eine anderslautende Meinung an die Öffentlichkeit zu bringen. Machen Sie sich um Ihre Familie keine Sorgen? In der heutigen Zeit kann soviel Schlimmes passieren."
  • Ethisches Argument
    Das Argumentum e consentu/consensu gentium zielt gerade bei ethischen Debatten die Aufmerksamkeit auf Prinzipien, die praktisch von allen Menschen geteilt werden und hier von der Zuhörerschaft übernommen werden sollen.
    Beispiel: "Bei allen Kulturen dieser Welt gilt der Mord an einem gleichberechtigten Menschen als schweres Verbrechen. Auch hier unter uns ist Mord immer ethisch verwerflich."
  • Scheinrationalität
    Das Argumentum ad judicium beruft sich auf den gesunden Menschenverstand im Allgemeinen bzw. den der Zuhörerschaft.
    Als Widerlegung kann man darauf hinweisen, daß sich Diskutanten oft darüber uneinig sind, was für sie eine überzeugende Demonstration des gesunden Menschenverstandes ist. Aber auch bei Einigkeit der Diskutanten untereinander versagt der gesunde Menschenverstand oft bei abstrakten oder nur extrem genau zu definierenden Problemen (Wahrscheinlichkeitsrechnung, Ziegenproblem) und setzt oft unterbewußt kulturell abhängige Bedingungen voraus, die falsch sein können.
    Beispiel: "Die Relativitätstheorie stimmt nicht, das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand. Wenn eine Zeitverschiebung nur von der Relativgeschwindigkeit abhängt, dann müßten zwei Zwillinge, einer auf einem schnellen Raumschiff, einer auf der Erde, immer gleich alt bleiben. Schließlich kann jeder behaupten, der andere bewegt sich von ihm fort."  (Zwillingsparadoxon)
  • Schweigen als Argument
    Mit dem Argumentum ex silentio wird das Weglassen von Informationen für einen gewünschten, aber irreführenden Eindruck genutzt.
    Beispiel: "Nachdem ich nun nacheinander mehrere Argumente des Herrn X vernommen und widerlegt habe, dürfte klar sein, daß von seiner These nicht viel zu halten ist. Ich sage dazu nichts mehr."
  • Übertreibung
    Mit dem Argumentum ad consequentiam wird aus einer richtigen Schlußfolgerung, aus deren Wahrheit der Aussage unangenehme oder scheinbar unerträgliche Konsequenzen folgen würden, die Falschheit, Unwichtigkeit oder Belanglosigkeit der Aussage durch Übertreibung unterstellt, um den Gegner lächerlich zu machen.
    Beispiel: "Wenn die Erde sich tatsächlich durch den von uns verursachten Kohlendioxid-Ausstoß erwärmen würde und dies unabsehbare Folgen hätte, dann müßten wir den Energieverbrauch durch fossile Brennstoffe in der Tat drastisch einschränken. Da dies aber unsere Industrie, unsere Autos und Haushalte sowie das ganze wirtschaftliche Leben aller hier Anwesenden vollkommen ruinieren würde, brauchen wir nicht weiter darüber zu diskutieren."

 

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Kommentare

killerphrasen

schöne killerphrasen sind auch: "du mußt noch viel lernen" und "du brauchst hilfe"!

Ergänzungen

Yep! Werde ich bei der nächsten Bearbeitung reinnehmen. Weitere Ergänzungen immer willkommen :-)